Stadtmitte. Sie ist das Gegenbild der positiven Utopie: die Dystopie verwarnt, verängstigt und verschreckt. Der pessimistische Blick in die Zukunft macht auf bedenkliche gesellschaftliche Entwicklungen aufmerksam, die oftmals mit einer repressiven sozialen Kontrolle einhergehen. Gleichzeitig – und das ist das Faszinierende der Dystopie – löst sie neben dem Schock immer auch Schaulust aus. Der Blick in eine düstere Zukunft lässt die Betrachtenden nicht los und übt mit ihrer Sogwirkung eine kaum überwindbare Anziehungskraft aus. Über die kommenden drei Jahre hinweg produziert das Düsseldorfer Choreografenduo Kathrin Spaniol und Morgan Nardi eine dystopische Serie in verschiedenen Formaten. Den Auftakt bildet die erste Staffel, bestehend aus drei Video-Episoden: „Schattenblick“ betrachtet kunstvoll die Entstehung des Bösen.
Es ist die Suche nach dem neuen Format, das das Düsseldorfer Choreografenduo Kathrin Spaniol und Morgan Nardi ab 2023 vollkommen neue Wege gehen lässt. „Die aktuelle Zeit stellt auch eine Herausforderung für uns als Choreografin und Choreograf dar“, erzählen Spaniol und Nardi. Und während das Duo bereits im vergangenen Jahr eine neue Ausdrucksform mit ihrem überaus erfolgreichen Performance-Walk „Die Führung“, einem Gang durch die Geschichte, Gegenwart und Zukunft innerhalb des Düsseldorfer Nordparks, kreiert hatte, wählen sie nun erneut ein Novum der performativen Kunst: In den kommenden drei Jahren produziert das Duo eine dystopische Serie in unterschiedlichen visuellen Formaten, die neben der Ausdrucksform Tanz auch mit grafischen Elementen, Sounddesign und KI arbeitet. Den Auftakt bilden im Januar 2023 in Staffel 1 drei Video-Episoden mit dem Titel „Schattenblick“. Darin nehmen die Choreografin und der Choreograf die Erzählung und Darstellung des Bösen unter die Lupe und nähern sich künstlerisch den Schlüsselfragen der Dystopie: Worin besteht die Faszination der düsteren Vorahnung? Und: Ist das Böse nur eine Konstruktion? Gleichzeitig stellen sie sich auch einer der zentralen Fragen ihrer aktuellen Arbeit: Ist es lehrreich oder heilsam, wenn uns das Böse in der Kunst begegnet?
Geprägt durch die stark veränderte Rezeption von Kunst und Kultur in pandemischer Zeit, kreierten Kathrin Spaniol und Morgan Nardi gemeinsam mit dem visuellen Künstler und Sounddesigner Pietro Cardarelli drei Video-Episoden, die im Kern künstlerisch der Frage nach der Entstehung des Bösen nachgehen. „Für uns war es eine spannende Art mit einem neuen Format umzugehen, um unsere Idee zu transportieren“, erläutern Spaniol und Nardi ihre aktuelle performative Videoarbeit. Das Choreografenduo nahm die Herausforderung an: „Die Video-Serie war auch für uns ein künstlerisches Abenteuer.“ Mit Stimme und Klang, unterschiedlichen visuellen Formen, darunter abstrakten Körperdarstellungen, und verschiedenen virtuellen Gestaltungsformen gelingt dem Künstlerkollektiv so eine neue Darstellung, die die Betrachtenden in einen Strudel aus perfiden Fiktionen und Symbolen des Unerklärlichen zieht, ohne dabei zu vergessen, dass die Wirklichkeit droht, bald selbst die düstersten Zukunftsvisionen zu überholen. Das Besondere: Durch das gemeinsame Schauen der ersten Staffel im Foyer des FFT – alle drei Folgen werden als Binge-Watching angeboten – wird eine kollektive Gesprächsebene geschaffen, die zum anschließenden Dialog, unter anderem mit den Macherinnen und Machern einlädt und feststellt: Wir sind mit unserer Angst vor dem Unbekannten nicht allein.
Gefördert wird die Video-Performance durch das Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf, das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und das NRW Kultursekretariat